Was gibt es Neues beim McLaren 720S Spider?

Vom ersten Moment an, als McLaren den 720S vorstellte, zog er die Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Zunächst beeindruckte er mit seinem Design, das nicht nur höchst beeindruckend, sondern auch perfekt funktional ist. Dann kamen die Tests und Vergleiche, bei denen er erneut beeindruckte, diesmal mit seiner Leistung, die die Konkurrenz in den Schatten stellte und mehr als das lieferte, was auf dem Papier steht, als ob 720 PS, 770 Nm, 2,9 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und 341 mph. und 341 mph nicht ausreichen würden. Dann hat er bewiesen, dass McLaren aus den Fehlern des 12C und des 650S gelernt, sie korrigiert und verbessert hat, so dass ein völlig neues, in jeder Hinsicht verbessertes Auto entstanden ist. Jetzt ist der Moment gekommen, auf den alle gewartet haben: Die Markteinführung des 720S Spider. Ein Auto, das alles zu bieten hat, was das Coupé zu bieten hat, aber dieses Mal mit dem "gewissen Extra", nämlich dem Vergnügen, ein offenes Auto zu fahren.

Von Alexandros Fertakis

Was das Design betrifft, so behält der 720S Spider das so genannte "Double-Skin"-Design des Coupés bei, bei dem laut McLaren das Äußere des Fahrzeugs von den Türen und dem Heck aus in zwei Teile geteilt wird. Der Innenraum umschließt die Kabine und den Motorraum, während das Äußere weitergeht und den Abstand zum Innenraum allmählich vergrößert. Der Grund dafür ist die Schaffung eines allmählich zunehmenden und aerodynamisch funktionalen Vakuums, das den Luftstrom zum Heck des Wagens leitet, wo er zur Kühlung der Kühler des Wagens genutzt wird.

Der Spider verwendet das gleiche Chassis, Monocage II-S, wie das Coupé, das nicht nur sehr leicht, sondern auch sehr steif ist. Dies führt dazu, dass aufgrund des fehlenden festen Dachs keine zusätzlichen Verstärkungspunkte im Chassis erforderlich sind, wodurch das Gewicht so niedrig wie möglich gehalten wird. Das Dach seinerseits wiegt nur wenig mehr und ist vollständig mechanisch versenkbar, wobei der Faltvorgang nur 11 Sekunden dauert. Aber natürlich konnte McLaren nicht widerstehen, ein Detail hinzuzufügen, das den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen wird. Deshalb hat McLaren ein Dach entwickelt, das anstelle einer Aluminium- oder Kohlefaserabdeckung über ein elektrochromes Glas verfügt, dessen Dunkelheit sich je nach Stromstärke ändert (eine Technologie, die Mercedes Benz erstmals in der SL-Klasse eingesetzt hat), wodurch die Dunkelheit und damit auch das Licht variiert.

So kann man auch bei geschlossenem Dach noch das Sonnenlicht genießen. Natürlich konnte McLaren nicht umhin, sein charakteristisches Designelement beizubehalten, seine "Dihedral"-Türen. Beim 720S wurden sie im Design verbessert, um eine noch breitere Öffnung zu schaffen, die den Ein- und Ausstieg erleichtert und weniger Platz zum vollständigen Öffnen benötigt. Außerdem verfügen sie jetzt serienmäßig über die "Soft-Close"-Funktion, die sie nicht nur ohne "Knallen" schließt, sondern auch fester, um sie, wie das Unternehmen selbst sagt, "auf elegante Weise zu schließen und einen engeren Kontakt herzustellen, der die Windgeräusche bei hohen Geschwindigkeiten reduziert". 

Aber die Innovationen hören damit nicht auf. In der geschlossenen Version sind die hinteren Säulen sehr schlank, da sie aus Kohlefaser gefertigt sind, und es gibt ein zusätzliches Glas auf jeder Seite, was viel zur guten Sicht beiträgt, in einem Bereich, der normalerweise ein toter Winkel in Autos dieser Klasse ist. Und dafür hat sich McLaren eine Lösung einfallen lassen. Die dritten Säulen bestehen aus einem durchsichtigen, widerstandsfähigen Material, das nicht nur die Dachpartie stützt und die Luft nach hinten in die Mitte leitet, wo sie für die Motorkühlung genutzt wird, sondern auch die Sicht aufrechterhält, indem es keinen toten Winkel schafft, die Aerodynamik verbessert und die vertikale Last ohne Erhöhung des Luftwiderstands erzeugt. Clever, nicht wahr?

   

Der Innenraum des 720S folgt der gleichen Philosophie wie das Exterieur. Minimalistisches Design, alles an der richtigen Stelle, keine unnötigen Elemente. Öffnet man die Tür und setzt sich auf den Fahrersitz, sieht man auf den ersten Blick das digitale, faltbare Armaturenbrett-Display. In der Mitte befindet sich das Display für das Entertainmentsystem, die Klimaanlage und einige Funktionen des Fahrzeugs, daneben die beiden charakteristischen Tasten des Active Dynamics Panels, H und P (Handling bzw. Powertrain), und unten die Tasten für die Bedienung des Daches. Alles in der Mitte, um für beide Passagiere zugänglich zu sein, wobei der obere Teil der Konsole natürlich leicht zur Fahrerseite hin geneigt ist. Im Innenraum werden nur die besten Materialien verwendet, sei es Leder, Alcantara, Kohlefaser oder Aluminium für die Metallelemente.

Die Qualität der Materialien ist erstklassig, ebenso wie der Aufbau des gesamten Innenraums, der komfortabel und funktional ist, was in dieser Kategorie eher... selten ist. Die Technologie des "McLaren Driver Interface (MDI)"-Systems zeigt sowohl auf dem Hauptbildschirm des Infotainmentsystems als auch auf dem ausklappbaren Display des Armaturenbretts alle möglichen Informationen über das Auto an, die der Fahrer vor sich haben möchte. Serienmäßig ist ein 4-Lautsprecher-System eingebaut, das leichteste, das je in einem McLaren verbaut wurde. Für Musikliebhaber gibt es auch die Option eines 12-Lautsprecher-Systems, das die Musikwiedergabe noch besser macht, mit einem Gewichtsunterschied, den der durchschnittliche Fahrer nie spüren wird. Doch die Ergonomie bleibt nicht auf der Strecke. Zusätzlich zum Platzangebot im vorderen Teil des Fahrzeugs verfügt die geschlossene Version über eine speziell entwickelte Gepäckablage hinter den Sitzen.

In der offenen Version wird dieser Raum von der Dachmechanik und dem Einstiegsbereich bei heruntergeklapptem Dach eingenommen. McLaren hat sich dafür natürlich eine Lösung einfallen lassen, um ihn auch bei geschlossenem Dach nutzen zu können. Auf Knopfdruck öffnet sich die Dachabdeckung und es gibt zwei speziell entworfene Stofftaschen, die so viele Gegenstände aufnehmen können, wie dieser spezielle Raum fassen kann. Wie Sie sehen, wird bei McLaren nichts verschwendet und es gibt für alles eine Lösung.

Im mechanischen Teil ist das Set das gleiche wie die geschlossene Version. Ein neuer V8-Motor mit Doppelturboaufladung und einem Hubraum von 4000 cm³, der 720 PS und 770 Nm Drehmoment leistet. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 341 km/h, wenn das Dach geschlossen ist. Die Zahlen sind jedoch auch in anderen Bereichen beeindruckend. Der Spurt von 0 auf 100 km/h wird in nur 2,9 Sekunden erreicht, der Spurt von 0 auf 200 in 7,9 Sekunden. Der Bremsweg aus 100 km/h wird in nur 30 Metern erreicht, aus 200 km/h sind nur 118 Meter erforderlich. Die Kraftübertragung erfolgt über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, wobei die Kraftverteilung über ein Torque-Vectoring-System und nicht über ein herkömmliches Sperrdifferenzial erfolgt. Die Bremsen sind aus Keramik. Einigen Berichten zufolge handelt es sich dabei um eine verbesserte Version der Bremsen des P1, während andere behaupten, es handele sich um eine weichere Version der Bremsen des Senna. In jedem Fall sind sie hocheffizient, was sich in den Verzögerungsmessungen zeigt. Über das Active Dynamics Panel, das sich im Innenraum befindet, kann der Fahrer die Einstellungen für die Aufhängung und das Motor-Getriebe-Setup individuell anpassen, und zwar über die Schalter H(andling) und P(powertrain).

Beide Schalter haben 3 Optionen: Komfort, Sport und Track. Der Clou an diesem System ist, dass die Schalter die Einstellungen nur dann vornehmen, wenn die dazwischen liegende "Active"-Taste gedrückt wird; wird sie nicht gedrückt, passt das Auto die Einstellungen entsprechend dem Fahrstil an. Die Aufhängung mit elektromechanischer Technologie stellt jeden Stoßdämpfer viermal pro Sekunde individuell ein, je nach den Informationen, die sie erhält, und strafft automatisch die hinteren Stoßdämpfer beim Beschleunigen und die vorderen beim Verzögern in Abhängigkeit von den einwirkenden Kräften, um das Auto so stabil wie möglich zu machen, nicht nur in Kurven, sondern bei jeder Änderung seines kinematischen Zustands oder seiner Richtung. Das gesamte Verhalten des Fahrzeugs wird von der "Proactive Chassis Control II" gesteuert, die einen komplexen Algorithmus verwendet, der Teil einer Doktorarbeit an der Universität Cambridge ist, der Daten von verschiedenen Punkten und Systemen des Fahrzeugs sammelt und die notwendigen Anpassungen vornimmt, um das bestmögliche Fahrerlebnis zu gewährleisten.

Mit dem 720S Spider hat McLaren etwas geschafft, was theoretisch nicht möglich war. Die Verschmelzung von zwei Welten. Die des offenen, komfortablen Autos mit der des geschlossenen, knallharten Supersportwagens. Kann man das schaffen? Ja. Bei McLaren ist es möglich, denn das bereits steife Chassis des Coupés kann als solches im Spider verwendet werden, wobei der Verlust an Torsionssteifigkeit so gering ist, dass er nicht einmal spürbar ist, während das Gewicht so wenig erhöht wird, dass es auch in Bezug auf Leistung und Handling nicht spürbar ist. Es handelt sich also um zwei Autos in einem, mit perfekter Harmonie und Ausgewogenheit zwischen ihnen. Es ist der bequeme Cruiser, mit dem man gemütlich fahren kann, während man seine Lieblingsmusik hört und den Fahrtwind durch das offene Dach genießt, aber es ist auch der knallharte Supersportwagen, der es auf der Rennstrecke mit allen Konkurrenten aufnehmen kann, ohne dass man ihn beneiden oder fürchten muss. Ich frage mich, ob ein Supersportwagen letztendlich ein bisschen von allem sein kann, aber trotzdem in seiner jeweiligen "Rolle" erstklassig ist? Ja. Beim 720S Spider ist das möglich.