Ein detaillierter Blick auf den BMW M4 DTM 2017

Kurz vor dem ersten Rennen des Jahres in Hockenheim ist BMW Motorsport bereits gut auf die DTM-Meisterschaft 2017 vorbereitet. In der sechsten Saison seit dem Wiedereinstieg von BMW in die hart umkämpfte Tourenwagen-Meisterschaft können Fahrer und Team auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, und auch das Fahrzeug hat seinen ersten Auftritt: BMW Motorsport setzt in diesem Jahr den BMW M4 DTM ein, der nach dem neuen technischen Reglement entwickelt worden ist.

Mit vier Titeln in drei Jahren ist der Name BMW M4 DTM zum Synonym für große Erfolge geworden. Der Deutsche Marco Wittmann gewann 2014 und 2016 den Fahrertitel. Das BMW Team RMG gewann 2014 auch den Titel in der Teamwertung, während BMW 2015 die Konstrukteurswertung gewann. Dieses Jahr ist der Beginn einer neuen Ära. Angesichts des neuen Reglements wurde im Vorfeld viel harte Arbeit in die Entwicklung des Fahrzeugs gesteckt. Der BMW M4 DTM leistet nun über 500 PS und wurde umfangreich aerodynamisch überarbeitet. Auch bei der Fertigung der Komponenten wurde innovative Technik eingesetzt.

"Wir freuen uns auf die neue DTM-Saison. Die zahlreichen Änderungen zielen vor allem auf eines ab: ein besseres Erlebnis für die Zuschauer an der Strecke und die Zuschauer", sagt BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt. "Besonders gut gefallen mir die neuen, leistungsstärkeren Autos. Künftig werden die Fahrer hinter dem Lenkrad mehr bewegen, und die Zuschauer kommen näher an die Teams und Fahrer auf der Strecke heran. Diese Kombination verspricht eine spannende Saison 2017. Unsere Ingenieure haben in den vergangenen Monaten hart gearbeitet, um bis ins Detail neue Lösungen für den BMW M4 DTM zu entwickeln, der auf dem DTM-Reglement für 2017 basiert. Ich bin sehr stolz auf die Leistung dieses Teams. Eines der Elemente, die für mich herausstechen, ist der neue Look des BMW M4 DTM: Die blauen Kreuze auf den Scheinwerfern sind ein Designelement, das aus dem typischen BMW 3.0 CSL der 1970er Jahre stammt. DTM-Enthusiasten werden die blauen Kreuze aus dem BMW M3 DTM der 1980er Jahre wiedererkennen, als sie noch auf der Karosserie zu sehen waren. Im Jahr 2017 geschieht dies digital, wie zum Beispiel beim BMW 7er. Wir freuen uns auf das erste Rennwochenende in Hockenheim."

Wind der Veränderung.

Das Reglement verlangte von den Ingenieuren von BMW Motorsport bei der Entwicklung des BMW M4 DTM einen anderen Ansatz in Sachen Aerodynamik: Der schmalere Diffusor und die größere Höhe über dem Boden begrenzen laut Reglement die vertikalen Kräfte und die "Dirty Air". Die Verteilung des Luftstroms um das Auto wurde komplett überarbeitet. Der vordere Stoßfänger hat nun eine völlig neue Form und ist der Ausgangspunkt des Luftstroms um das Auto. Die Außenspiegel haben 2017 wieder ein konventionelleres Design, wie es das Reglement vorsieht. Zu den auffälligsten Änderungen gehören die ausgeprägteren Konturen des Seitenkanals an der Karosserie, die erstmals verwendeten Lüftungsschlitze am Heckdom und die unglaubliche Detailtreue des Heckdesigns.

Der Heckspoiler ist eines der auffälligsten Elemente, die an den DTM-Fahrzeugen für 2017 geändert wurden. Auch das DRS (Drag Reduction System) wurde verändert. Bis vor Kurzem verfügte er über eine einzelne Lippe, die sich bei aktiviertem DRS einseitig absenkte. Der Heckspoiler des neuen BMW M4 DTM besteht aus zwei Lippen, von denen die obere bei aktiviertem DRS angehoben wird. Anders als bisher bewegen sich die Seitenstreben nicht mit dem Flügel. Der Verstellbereich des Systems wurde für 2017 auf 40 Grad erhöht, was zu einer höheren Leistung als im Vorjahr führt.

Der Frontsplitter und der untere Teil der DTM-Autos sind nach dem neuen Reglement Standardkomponenten. Das Gleiche gilt für den Boden, der 5 mm dicker ist als bisher. Auch der Heckdiffusor hat eine völlig neue Form und ist schmaler und flacher als beim Vorgängermodell.

Bei der aerodynamischen Entwicklung des neuen BMW M4 DTM im Aerolab der BMW Group mussten die Techniker mehr leisten als üblich: Sie hatten nur 50 Tage Zeit, um das neue Modell im Aerodynamikkanal zu testen und zu optimieren. Umso wichtiger waren die strömungstechnischen Berechnungen und Simulationen (CFD) und das Rapid Prototyping von Bauteilen aus den Rechenmodellen des Windkanals.

Noch mehr Leistung.

Beim Motor erlaubt das DTM-Reglement 2017 einen größeren Durchmesser des Restriktors im Lufteinlass, durch den der Motor mit atmosphärischer Luft zur Verbrennung versorgt wird. Dank der größeren Öffnungen - von 2×28 mm auf 2×29 mm - hat sich das Gemisch entsprechend verbessert. Dies führt zu einer Leistungssteigerung von rund 25 PS und liegt nun bei über 500 PS. Da durch die Leistungssteigerung des Motors, der nun die Bezeichnung P66/1 trägt, mehr Kühlung erforderlich ist, wurden die Lufteinlässe an der Fahrzeugfront entsprechend verändert. Aufgrund der höheren Leistung werden in der DTM 2017 stärkere und haltbarere Kohlefaser-Bremsscheiben verwendet.

Der BMW V8-Motor besteht in seiner endgültigen Form aus rund 800 verschiedenen Bauteilen. Insgesamt besteht das Aggregat aus rund 4.000 Bauteilen. Bei der Konstruktion des Motors für die DTM hat BMW auf das Know-how der BMW Group zurückgegriffen. In der Hightech-Gießerei von BMW in Landshut werden die großformatigen Gussteile wie Zylinderköpfe und Motorblöcke hergestellt. Das Gießverfahren, die Beschichtungen und eine eventuell notwendige Wärmebehandlung wurden von den Fachabteilungen in München durchgeführt.

Die Kraft von BMW wird nach wie vor über ein serienmäßiges 6-Gang-Renngetriebe mit pneumatischer Lenkradsteuerung auf die Strecke übertragen. Es stehen elf Gänge zur Verfügung, so dass Ingenieure und Fahrer das Getriebe bei der Abstimmung des Fahrzeugs auf die Eigenschaften der jeweiligen Strecke und des Motors abstimmen können.

Innovative Technologie für noch mehr Leistung.

Der Motorträger ist ein komplexes Bauteil mit struktureller Funktion, das hohe Lasten trägt und den Motorhilfsrahmen mit dem Motor selbst verbindet. Es wird speziell für das DTM-Fahrzeug im 3D-Druckverfahren hergestellt. Die Techniker von BMW Motorsport und ihre Kollegen aus der BMW Produktionsentwicklung gelten seit Jahrzehnten als Pioniere auf dem Gebiet des 3D-Drucks. Gemeinsam entwickeln sie diese Produktionstechnologie für zukünftige Anwendungen weiter, um die Effizienz und Geschwindigkeit der Produktion von Bauteilen für den Renneinsatz zu verbessern. Seit 2015 setzt BMW Motorsport bei seinen DTM-Motoren ein im 3D-Drucker hergestelltes Wasserpumpenrad ein. Das hochpräzise und hochbelastete Bauteil besteht aus einer Aluminiumlegierung und hat sich im harten Renneinsatz bewährt.

Das Fahrwerk der DTM-Autos 2017 besteht aus vielen Standardkomponenten: Stoßdämpfer, Stabilisatoren, Schwingen, Naben und Radaufhängungen sowie Radbolzen sind bei allen serienmäßig. Freiheiten haben die BMW Motorsport Techniker hingegen bei den Seitenfedern und dem dritten Vorderachselement sowie bei der Einstellung und Anordnung der Serienkomponenten.

Der Monocoque-Rahmen aus Kohlefaser definiert die Fahrersicherheit im neuen BMW M4 DTM: Mit integriertem Kraftstofftank, Sicherheitskäfig aus Stahl und zusätzlichen lastabsorbierenden Elementen im Falle einer Kollision schützt er den Fahrer im Falle eines Unfalls effektiv.

Unterschiedliche Bedingungen in jeder Runde.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Fahrwerk und der neuen Generation von Hankook-Rennreifen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Mit einem neuen Design und neuen Mischungen stellt der vom DTM-Partner vorgeschlagene Reifen ein weiteres spannendes Element für die kommende Saison dar. Der neue DTM-Slickreifen - der Ventus Race - wird in gutem Zustand mehr Grip bieten als sein Vorgänger. Im Gegensatz zu diesem wird seine Leistung jedoch je nach Fahrstil schneller und stärker abfallen. Dies war die Absicht der Hersteller und Organisatoren und wird einen großen Einfluss auf die Zeiten in jeder Runde haben.

Schließlich vervollständigen neue LED-Frontleuchten das Aussehen des 2017er Fahrzeugs und verleihen ihm einen dynamischen Look. Auch die Rückleuchten wurden neu gestaltet.

Ein kurzer Blick auf die wichtigsten Änderungen am BMW M4 DTM.

Hallo:

Frontleuchten Die blauen Kreuze erinnern an wichtige BMW Modelle aus der Vergangenheit für die Rennstrecke und die Straße: vom BMW 3.0 CSL über den BMW M3 der ersten Generation in der DTM bis zum heutigen BMW 7er.

BMW P66 /1 Motor BMW P66 /1 Größere Drosseldüsen im Ansaugtrakt haben die Leistung auf über 500 PS gesteigert. Folglich folgten weitere Modifikationen am Ganzen.

Aerodynamische Hilfsmittel Einfachere aerodynamische Konstruktionselemente, die den Vorschriften entsprechen.

Stoßfänger Neu gestaltete Frontpartie mit integriertem Splitter für einen effizienteren Luftstrom, basierend auf den von den Vorschriften geforderten aerodynamischen Änderungen.

Seitenspiegel Begrenztes aerodynamisches Design im Bereich der Außenspiegel, unter Einhaltung der Vorschriften.

Seitlich:

Reifen Neue Hankook Reifenkonstruktion und -mischung. In gutem Zustand bietet er mehr Traktion als sein Vorgänger. Im Gegensatz zu diesem sinkt die Leistung schneller und dramatischer, je nachdem wie man fährt. Dies war die Absicht der Hersteller und Organisatoren und wird einen großen Einfluss auf die Zeiten bei jeder Runde haben.

Fahrwerk Verschiedene Fahrwerks- und Bremskomponenten sowie die Räder sind serienmäßig. Anpassungen an der Aufhängung, den Stoßdämpfern und Federn sind jedoch erlaubt.

Bodenbelag Der Holzboden ist gemäß den neuen Vorschriften 5 mm dicker. Dies führt zu einer größeren Höhe über dem Boden und einer geringeren vertikalen Kraft.

Seitenkanäle Sowohl an der Front als auch am Heck des Fahrzeugs ist der Luftstrom durch die aerodynamischen Kanäle unterschiedlich.

Zurück:

Heckspoiler Unterschiedliches DRS. Der 2017er Spoiler besteht aus zwei Teilen, wobei der obere Teil angehoben wird, wenn DRS aktiviert ist. Das System ist insgesamt effizienter.

Diffusor Der Heckdiffusor des neuen BMW M4 DTM ist entsprechend dem neuen Reglement schmaler und flacher als bisher. Dadurch erzeugt er weniger vertikale Kräfte.

Rückleuchten Das Design der Rückleuchten ist an das des neuen BMW M4 Coupé angelehnt.

Heckstoßstange Von Anfang an so konzipiert, dass sie den veränderten Luftstrom, z. B. durch den neuen Diffusor, aufnehmen kann.

Technische Merkmale BMW M4 DTM

Abmessungen: Länge: 4725 mm Breite: 1950 mm Höhe: ca. 1200 mm Gewicht: 1120 kg (nach Vorschrift ohne Fahrer und mit Gewichtszuschlägen zur Leistungsbilanz)

Motor: Typ: 90° V8 Atmosphärenmotor, Code P66/1 Hubraum: 3999 ccm Gewicht: 148 kg Zylinderdurchmesser: 93 mm Hub: 73,6 mm Drehzahl: bis 8500 U/min Max. Leistung: > 500 PS Drosseldüsen: 2 x 29,0 mm, gemäß Vorschrift

Block und Zylinderkopf aus Aluminiumguss in der BMW-Gießerei in Landshut hergestellt. Kurbelwelle aus Stahl, vier Ventile pro Zylinder, die durch hydraulische Stößel gesteuert werden, Nockenwellen aus Stahl, die über einen Kettentrieb angetrieben werden, Kraftstoffeinspritzung mit Niederdruck-Ansauglumen, eine Einspritzdüse pro Zylinder, Trockenkartuschenschmierung.

Beschleunigung: 0-100 km/h in 2,6 Sekunden.

Höchstgeschwindigkeit: etwa 285 km/h

Tankinhalt: 120 Liter

Kontext: Kohlefaser-Monocoque mit integriertem Tank und Sicherheitskäfig aus Stahl. Seitliche, vordere und hintere Stoßdämpfungselemente aus Kohlefaser.

Getriebe: serienmäßig, 6-Gang-Getriebe mit pneumatischer Steuerung über "Ohren" am Lenkrad, 4-Gang-ZF-Kohlefaser-Kupplung, einstellbares Mehrscheiben-Sperrdifferenzial.  

Vorderachse/Hinterachse: Aufhängung mit Doppelschwingen mit Knien und einstellbaren Stoßdämpfern (sechs Einstellungen). H&R-Federn.

Bremsen: Hydraulische Zweikreis-Bremsanlage, einteilige Leichtmetall-Bremssättel, innenbelüftete Kohlefaserscheiben vorn und hinten, vom Fahrer einstellbare Bremskraftverteilung, Magnetventil zum Anlassen.  

Räder: Geschmiedete Aluminiumräder 18" x 12" vorne, 18" x 13" hinten

Bereifung: Hankook. Vorne: 300-680-18. Hinten: 320-710-18 (mit neuer Lauffläche und neuen Mischungen)

Marco Wittmann spricht in einem Video über den BMW M4 DTM.

Im Rahmen des offiziellen DTM-Tests in Hockenheim hat DTM-Champion Marco Wittmann die wichtigsten Modifikationen am BMW M4 DTM selbst analysiert.